Das Porträt von Peter Enz ist in der Ausgabe Mai/Juni 2018 von Bioterra erschienen. Das Magazin ist Medienpartner der BOTANICA
www.bioterra.ch
(Foto: Stefan Walter)

Die Letzten ihrer Art

«Infotainment ist heute besonders wichtig»

Peter Enz’ wichtigstes Ziel ist die Sensibilisierung für Pflanzen und die Natur. Darum liegt dem Leiter des Botanischen Gartens der Universität Zürich die diesjährige «BOTANICA» sehr am Herzen: Weil sie aufzeigt, wie wichtig der Erhalt bedrohter heimischer Pflanzen ist.

Peter Enz zu finden, ist gar nicht so einfach. Im entlegensten Winkel sozusagen, hinter den charakteristischen Kuppelnder Schauhäuser, ist der Werkhof des Botanischen Gartens der Universität Zürich untergebracht. Es ist grün hier, verwachsen, und in den dichten Büschen, die das Gebäude umstehen, hüpfen die Vögel herum. Während des Sommerhalbjahres dringen von jenseits der Laubwand die Geräusche der benachbarten Tennisplätze herüber. «Geschimpfe und Flüche inklusive», sagt Peter Enz schmunzelnd. Er ist der gärtnerische Leiter dieser einzigartigen, weitläufigen Oase inmitten Zürichs. In seinem hellen Büro mit Blick auf Büsche und Vögel – manchmal sogar vorbeihuschende Füchse – sitzt er hinter einem Berg von Akten. Die Wände sind bedeckt von Büchergestellen, der Rest des Büros ist auch ein Lagerraum und mit Schachteln und allerhand Material vollgestopft. Das scheint Peter Enz wenig zu stören und zielsicher findet er, was er sucht. Er strahlt eine Agilität und eine Frische aus, scheint aus dem Bedürfnis heraus angetrieben, sich für die Pflanzenwelt einzusetzen.

Der gelernte Baumschulist und studierte Gartenbauingenieur ist viel in der Weltgeschichte herumgereist. War in Japan, Chile, Peru, Kuba, Neuseeland und lebte drei Jahre in Australien. «Wo immer ich gewesen bin: Ich war fasziniert von Pflanzen», sagt er. 1984 sehnte er sich nach seiner Heimat und bewarb sich, noch von Australien aus, für die Leitung des Botanischen Gartens in Freiburg. Prompt erhielt er diese Stelle und kehrte in die Schweiz zurück; seit 1994 leitet er den Botanischen Garten der Universität Zürich.

Enz engagiert sich für die verschiedensten Projekte und Organisationen. Er war 1991 Gründungsmitglied der SKEW, der Schweizerischen Kommission zur Erhaltung von Wildpflanzen, seit zehn Jahren präsidiert er «Hortus Botanicus Helveticus», den Verein Botanischer Gärten und Pflanzensammlungen, macht mit beim Natur- und Heimatschutzverein seiner Wohngemeinde.

Dieses Engagement widerspiegelt die Umtriebigkeit des Gärtners, der die «Sensibilisierung für Pflanzen und die Natur» als wichtiges persönliches Ziel bezeichnet. Peter Enz ist ein sprudelnder Quell von Ideen und scheut sich nicht davor, selber Hand anzulegen. Davon zeugt zum Beispiel eine kleine Obstpresse vor seinem Büro, die ihm ein Fahrgast vermachte, mit dem er im ÖV ins Gespräch kam. Seither wird jeweils im Herbst in Kinderkursen Most gepresst. «Die Wissensvermittlung mit ‹Spassfaktor›, das ‹Infotainment›, ist heute besonders wichtig», sagt der 60-Jährige. Er organisiert mithilfe seines Teams die unterschiedlichsten Anlässe, bei denen er auch gerne selbst an der Front mitmacht.

Die Botanica ist Peter Enz ein besonderes Anliegen, da die Veranstaltungsreihe einen wichtigen Auftrag der botanischen Gärten aufzeigt: den Erhalt bedrohter Pflanzen. Unter dem Titel «Die Letzten ihrer Art» stellen schweizweit 20 botanische Gärten ihre Arbeit rund um die Erhaltung von in unserem Land gefährdeten Pflanzenarten vor. Dabei rückt jeder Garten jeweils zwei Pflanzen in den Vordergrund. In Zürich sind dies Rosa gallica, die Essigrose, und der Violette Sommerwürger, Orobanche purpurea. Die stark gefährdete Essigrose wächst nur noch an wenigen Standorten in der Süd- und der Westschweiz sowie in den Kantonen Schaffhausen und Zürich. Dank der Vermehrung im Botanischen Garten konnten im Kanton Zürich bisher 22 Kleinstpopulationen verstärkt werden. Wenig bekannt ist der zweite Botanica-Star, der Violette Sommerwürger, ein violett-lila blühender, chlorophyllfreier Vollschmarotzer, der die Schafgarbe Alchemilla millefolium als Wirtspflanze braucht. Bisher wurden an 18 Alchemilla-Standorten Samen ausgebracht.

Peter Enz ist ein Sammler. Nicht nur Bücher, Schachteln und Herbarpresse, auch Samenstände, zum Teil noch von seinen Reisen, finden Platz in seinem Büro. In seiner Freizeit ist er viel draussen, pflegt seinen Garten. Ausserhalbseines Berufslebens widmet er sich ebenfalls dem Erhalten – vor allem von alten Obst- und Gemüsesorten. Aus Ernten schmackhafte Gerichte kochen, kulinarisch neu kombinieren, gemeinsam mit Freunden schmausen und trinken: Solche genussreichen Happenings sind für Peter Enz ebenfalls eine ganz besondere Freude.

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